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ms. grumpyJung, dynamisch und aktiv, weil sie nur mit Frauen schlief!


Elli, 18 Jahre, Potsdam

 

Hallo, mein Name ist Elli und ich bin 18 Jahre alt und lesbisch. Angefangen hat alles, dass ich in der 4. Klasse in meine Englischlehrerin verliebt war. Das war der erste Ansatz, wo ich gemerkt habe, dass ich Frauen toll finde. Ich wollte immer in ihrer Nähe sein. Dieses Gefühl was ich für sie hatte und was ich noch nicht einordnen konnte, hielt 1 ½ Jahre. Danach habe ich Freundschaft mit einem Jungen aus meiner Klasse mit Liebe verwechselt. Diese Verwechslung war nicht einmalig. Ab der 7. Klasse in der neuen Schule bildete ich mir dreimal ein in Jungs verliebt zu sein, da alle anderen Mädchen für Jungs schwärmten. Ich wollte einfach normal sein, wie alle anderen in meinem Alter. Aber innerlich war ich total durcheinander. Dieses Gefühl, wenn ich Frauen, die mir gefielen, in der Schule oder auf der Strasse sah, brachte mich um den Verstand.

Plötzlich kam alles auf einmal. Ich bekam eine lesbische Sportlehrerin in der Schule. Zeitgleich fing ich mit Geigen an und hatte wieder Schmetterlinge im Bauch, wenn ich nur an meine Geigenlehrerin dachte. Natürlich habe ich es wie immer verdrängt und nicht weiter darüber nachgedacht. Es verging eine Zeit. Nach der 9. Klasse kamen die Sommerferien, bevor ich wieder mal in eine neue Schule kam. Ich war schon eine Weile in eine Freundin von mir verliebt, was ich nicht wahrhaben wollte. Zusammen mit meinen besten Freunden fuhr ich in den Harz in den Ferien. Am zweiten Tag war ich mit meinem besten Kumpel und meiner besten Freundin, in die ich verliebt war, allein unterwegs. Paul fragte mich, ob ich in Nora verliebt wäre. Beide schauten mich fragend an. Ich guckte sie total entgeistert an und schüttelte den Kopf. Als ich wieder zur Sprache fand, verneinte ich es. Im Laufe des Urlaubs habe ich dauernd die Nähe von Nora gesucht. Entweder im Bett oder in der Schwimmhalle. Ich war total überfordert durch meine Gefühle für sie. Konnte das denn sein, dass ich eine Frau liebe? Am vorletzten Tag saßen wir alle im Atelier unseres Ferienhauses und haben eine Art Wahrheit – Pflicht – Konsum - Spiel gespielt, nur das einer eine Frage stellen musste und jeder sie beantworten sollte. Dann kam die Frage, wo man die Person nennen sollte, in die man bis jetzt schon verliebt gewesen war, aber diese Liebe nicht erwidert wurde. Als ich dran kam nannte ich die paar Jungennamen und schwieg eine Weile, dann sagte ich, dass es keine weiteren gäbe. Alle schauten mich auffordernd an. Sie fragten auf einmal, ob ich schon einmal in ein Mädchen verliebt gewesen wäre. Ich wurde rot und verneinte. Dann fiel der Name Nora. Ich zögerte kurz und sagte nein. Sie meinten ich könne es ruhig zugeben. Eine Zeit lang sagte ich kein Wort mehr und verzog mich in eine ruhige Ecke. Nach einen klärenden Gespräch alleine mit Paul und Nora war es endlich raus. Ich bin lesbisch!

 

Als ich wieder zuhause war, fing ich an, mich mit den Gedanken anzufreunden und im Internet nachzuforschen. Die Freundschaft zu Nora wurde durch das Coming-out bestärkt. Wir trafen uns regelmäßig in den Ferien und sie half mir, mich anzunehmen wie ich war.

 

Die Schule begann wieder und ich erlebte meinen ersten Tag im Gymnasium. Ich hatte mir geschworen, niemandem davon zu erzählen, dass ich lesbisch sei. Ich lebte mich erstaunlicherweise sehr schnell ein. Von Anfang an war mir ein Mädchen sympathisch. Sie hieß Sam. Bald schrieben wir Zettel im Unterricht und verabredeten uns am Wochenende zu einem Herbstfest. Ich dachte darüber nach, ob ich mich vor ihr outen sollte. Später am Abend unterhielten wir uns und Sam erzählte plötzlich was über Lesben. Meine Reaktion war „Hast du was gegen Lesben?“ Sie sah mich verwirrt und fragend an. „Bist du eine?“

Ich sah sie geschockt an und meinte, wenn sie dass jemandem sagen würde, dann würde ich sie umbringen. Natürlich war es nicht ernst gemeint. Nach einer weiteren Stunde gestand sie mir, dass sie ein Mädchen toll fand. Danach waren wir unzertrennlich und ihr gestand ich auch als erstes, dass ich auch in ein Mädchen in der Klasse verliebt wäre.

Nach diesem Wochenende war unsere spektakuläre Klassenfahrt. Es gab bei uns beiden Hochs und Tiefs, da die Anwesenheit von den Beiden uns kaputt machte.

 

Einige Wochen vergingen und ich vergaß sie, da ich meine erste Freundin im Internet kennen gelernt hatte. Durch sie fühlte ich mich imstande, mich vor meiner Mutter zu outen. Das war am 31.10.2006. Meine Mutter nahm es erstaunlicherweise sehr positiv auf. Sie meinte, jeder könne selbst entscheiden, wie er leben wolle, solange er keinen anderen beinträchtige. Das war geschafft.

 

Sam und ich begannen langsam die Potsdamer Szene zu erkunden. Das erste, was wir besuchten, war das „Come in“. (Das „Come in“ ist ein Infocafè und ein Treffpunkt für junge Homos. Sie beinhaltet eine sehr gute Bibliothek und Videothek. Man kann dort quatschen, surfen, Filme gucken und es gibt Getränke.) Wir bekamen einen gewaltigen Schock, da dort zwei Schüler von unserer Schule Tresendienst hatten und sie uns gleich erkannten. Wir unterhielten uns eine Weile und freundeten uns ein wenig an. Wir fühlten uns durch die neue Bekanntschaft bestärkt, da wir nun wussten, dass wir nicht alleine sind. Zur gleichen Zeit meldeten wir uns bei www.Lesarion.de an und machten damit noch weitere Bekanntschaften mit Menschen, die genau waren wie wir. Homosexuell. Durch unsere gemeinsamen Streifzüge entdeckten wir das Café „La LEANDER“ welches unser Stammtreffpunkt wurde. Es hat seinen eigenen Stil, was es dadurch sehr beliebt macht. Es ist für alles offen, aber Rassismus hat hier keinen Platz. Vor unseren erstem Besuch gingen wir oft vorbei und schauten neugierig rein, aber unsere Angst war unbegründet. Wir wurden freundlich empfangen, so wie jeder andere.

Wir trafen im „Come in“ viele, die auch bei Lesarion angemeldet waren. Durch eine Freundin erfuhr ich von einer monatlichen Homoparty in Potsdam. Die N8schicht! Inzwischen ist mein „großes Coming-Out“ fast 2 ½ Jahre her, seit 1 ½ Jahren bin ich glücklich mit meiner Freundin zusammen und es ist mir egal geworden, was andere über mein Lesbischsein denken. Ob in der Schule, wo ich bis jetzt noch keine Probleme damit hatte und es auch viele wissen, oder im Alltag.

Ich trage meinen Regenbogenbutton mit Stolz. I’m proud to be a lesbian.

 


 

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