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DIE MEDIZINISCHE THERAPIE

Nach dem Erhalt des positiven Testergebnisses ist es wichtig, dass du dir – auch wenn es dir körperlich gut geht – eine/n HIV-Schwerpunktarzt/-ärztin suchst. Das kann in Potsdam sein, du kannst aber auch auf szenebekannte Einrichtungen in Berlin zurückgreifen. Eine gute Übersicht findest du hier…
Er/Sie wird neben deinem körperlichen Zustand alle drei Monate deine Blutwerte untersuchen. Sie geben Aufschluss darüber, wie weit die Infektion fortgeschritten ist. Drei Phasen werden hier unterschieden:

  • die akute Infektion (in den ersten drei Monaten)
  • die chronische Phase
  • Aids-Erkrankung (zu der es aber zumeist gar nicht mehr kommt)

Die HIV-Infektion kann von Person zu Person sehr unterschiedlich verlaufen. Deshalb können sich die Behandlung, ihre Wirksamkeit und die möglichen Nebenwirkungen unterscheiden.

THERAPIEBEGINN UND -VERLAUF

Anhand deiner Blutwerte wird ein möglichst optimaler Behandlungsbeginn bestimmt. Lass dir von deinem Arzt umfassend erläutern, welche Therapiemöglichkeiten es für dich gibt. Die Therapie sollte mit deinem Alltag und deinem Lebensstil vereinbar sein und möglichst wenige Nebenwirkungen verursachen. Im Zentrum muss die Erhaltung deiner Lebensqualität über einen möglichst langen Zeitraum stehen, denn schließlich wird die HIV-Infektion ein Leben lang dauern.
Sobald die Therapie läuft, ist es äußerst wichtig, dass du mitarbeitest und deine Medikamente regelmäßig und nach Vorschrift einnimmst. Nur dann kann die Therapie wirken. Bei der Entscheidung über den Therapiebeginn ist ein Gespräch mit einem therapieerfahrenen Betroffenen hilfreich. Rein rechtlich besteht seit 2012 ein Rechtsanspruch auf Therapiebeginn, auch schon vorher dein Wunsch vorrausgesetzt, weil damit weitere Ko - Infektionen wirksam verhindert werden können.

DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN ÄRZTEN/ÄRZTINNEN UND PATIENTEN/PATIENTINNEN

Ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinem HIV-Arzt oder deiner HIV-Ärztin ist eine unverzichtbare Grundlage für die Behandlung. Nimm dir Zeit bei der Suche, denn die „Chemie“ zwischen euch muss stimmen. Kompetenz, Vertrauen, gegenseitige Akzeptanz, Zeit, Erreichbarkeit und auch die Fähigkeit, auf Fragen oder Bedenken einzugehen, sind wichtige Auswahlkriterien. Du hast einen Anspruch auf die bestmögliche Behandlung.
Dazu gehört, über alle Fragen rund um Therapien und Nebenwirkungen sprechen zu können. Mit deinem Arzt solltest du ebenfalls offen über andere Dinge reden können, die möglicherweise eine Bedeutung in deinem Leben haben, z.B. Sexualität, Partnerschaft, Kinderwunsch, Beruf oder auch Alkohol- und Drogenprobleme.
Wichtig zu wissen: Es gilt die ärztliche Schweigepflicht – immer und ohne Einschränkung! Die genannten Punkte gelten natürlich nicht nur für deinen HIV - Arzt, sondern genauso für alle anderen Ärztinnen und Ärzte, die dich behandeln.
Falls du dich bei einzelnen Ärzten nicht gut aufgehoben fühlst, wende dich an die Berater der Aidshilfe und von Katte e.V. Diese können dir aufgrund langjähriger Erfahrung mit ihren Klienten auch sagen, bei wem sich HIV – positive Patienten gut aufgehoben fühlten.

KONTROLLE UND VORSORGE
Es ist wichtig, dass du während der Therapie regelmäßig zu Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen gehst. Dafür gibt es bestimmte Empfehlungen. Die angegebenen Fristen sind Richtwerte. Abhängig von deiner körperlichen Verfassung und den Laborwerten können häufigere Untersuchungen sinnvoll sein.

  • Blutwerte (Viruslast, Helferzellen, alle 3 Monate allgemeine Blutwerte)
  • körperliche Untersuchung jährlich
  • Ultraschalluntersuchung der inneren Organe alle drei Jahre
  • Test auf sexuell übertragbare Erkrankungen
  • Zahnarzt halbjährlich
  • Augenarzt jährlich
  • Proktologe jährlich
  • Frauenarzt halbjährlich
  • Hautarzt bei Bedarf

Impfungen sind sinnvoll, z. B. vor Antritt einer Reise. Welche für dich persönlich notwendig sind, solltest du mit deinem HIV-Arzt besprechen. Empfohlen werden Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Polio, Keuchhusten, Hepatitis A, Hepatitis B, Pneumokokken, Grippe (jährlich im Herbst) sowie Reiseimpfungen (nach Bedarf, wie Typhus). Falls du nicht weißt, wogegen du bereits geimpft bist, kann dein Arzt/deine Ärztin dies überprüfen und gegebenenfalls den Impfschutz auffrischen.
Da es bei der Gelbfieberimpfung mit Lebendimpfstoff zu Problemen kommen kann, sollte die wirklich nur dann durchgeführt werden, wenn man wirklich in ein Risikogebiet fliegt. Stellvertretend muss die Wechselwirkung mit der HIV - Therapie genau beachtet werden.