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Landleben, Landliebe

 

Herr Schilling, Sie sind als Referent zur Fachtagung „Landleben, Landliebe“ am 4. September 2005 eingeladen. Hier geht es um das Thema Schwule mit HIV und AIDS im Land Brandenburg. Die Zahl der Aidspatienten und HIV – Infizierten ist doch im Land Brandenburg nicht sehr hoch. Warum dann diese Fachtagung?

Jede HIV – Neuinfektion ist eine zuviel. Die Zahlen für das Land Brandenburg erwecken vielleicht den Anschein, dass HIV und AIDS auf dem Land eine zu vernachlässigende Gefahr sind. Wir wissen aber alle, dass die meisten Betroffenen in Großstädten, wie Berlin oder Köln sich behandeln lassen, sodass die aktuellen Zahlen, die wir kennen, nur die „Spitze des Eisberges“ sind.
Wir sehen aber auch, dass HIV – Positive, die in der Provinz leben, sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen und über ihre Probleme schweigen. Die Angst vor Diskriminierung am Arbeitsplatz ist hier ein noch größeres Problem. Hinzu kommt die Angst vor dem Unverständnis der Familie und Freunde oder des Partners.

 

Wobei besteht das besondere Risiko bei Schwulen aus der Provinz?

Die Gefahr besteht besonders bei Schwulen, die zum Feiern nach Berlin fahren und sich mit der Gefahr von HIV nicht auseinandergesetzt haben. Hauptsächlich in Bars und vor allem in Diskotheken wird „bis zum Abwinken“ durchgefeiert. Leider spielen nicht nur Alkohol, sondern auch Drogen dabei eine große Rolle. Wenn dann „abgeschleppt“ wird, spielt das Thema Kondome meist keine Rolle mehr. Man kann von einer Sogwirkung sprechen. Leider fehlt es den Großstädtern oft an Respekt und Verantwortung. In der Fachtagung geht es darum, Strategien zu diskutieren, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Welche Verantwortung tragen Veranstalter und Vereine vor

Leider ist das Bewusstsein um die Risiken nicht sehr hoch. Ich meine hier muß in Berlin viel mehr getan werden. In Amsterdam, welches ja ein „schwules Mekka“ ist, gibt es vielerorts Warnhinweise: „Amsterdam hat AIDS“. Kostenlose Kondome gibt es dort inzwischen in jeder Bar. Die Berliner fangen damit erst an. Deshalb finde ich es sehr lobenswert, wenn Katte e.V. mit den Bars und Internetportalen, die ja auch regelmäßige Veranstaltungen machen, zusammenarbeitet und ihnen kostenlos Kondome und Aufklärungsmaterialien zur Verfügung stellt. Die Aidshilfe Potsdam sollte das unbedingt unterstützen.


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