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Marco: Ich bleibe doch ein Mensch, auch wenn ich positiv bin.

Marco ist 27 Jahre alt und seit einem halben Jahr HIV-positiv. Er wollte nicht mit seinem richtigen Namen in der Broschüre auftauchen und sich auch nicht fotografieren lassen, da er Angst davor hat, in der Szene ausgegrenzt zu werden. Er hat nämlich die Erfahrung gemacht, dass man Probleme bekommt, wenn man offen über seine HIV-Infektion spricht.

Besonders in der Szene ist es halt ganz schwierig, weil – die Leute ziehen sich zurück. Wollen keinen Sex mehr mit dir haben. Aber wenn ich mich so umschaue in der Szene, das sind alles keine Kinder von Traurigkeit. Die hatten bestimmt auch Sex, der nicht immer safe war. Mit wie vielen Leuten, weiß ich nicht. Und wenn ich jetzt den Leuten sage, ich bin positiv, dann ziehen sie sich zurück. Das finde ich krass, das finde ich wirklich krank.
Einmal hatte ich einen ganz netten Typen kennengelernt, mit ihm was unternommen. Das war erst kurz nachdem ich mein positives Testergebnis bekommen hatte. Ich hatte mit dem auch ein paar Mal Sex, safe Sex, und irgendwann sagte er, er hätte sich in mich  verknallt. Das hat mich auf der einen Seite gefreut, weil ich ihn auch sehr gern mochte, auf der anderen Seite war es jetzt an der Zeit, ihm zu sagen, dass ich HIV-positiv bin.

Ich hoffte er würde damit klarkommen und verstehen, warum ich es ihm bisher nicht gesagt hatte. Und dann habe ich mir ein Herz gefasst, als wir im Café saßen, und habe gesagt:“ Ja, du, tut mir Leid, aber es gibt so gewisse Dinge, ähm, die weißt du von mir halt nicht, und die möchte ich dir auch nicht sagen.“ Er drängte mich aber immer mehr und meinte: „Du kannst es mir sagen, mich kann nichts schockieren.“ Bla. So ging das dann, ja? Bis ich dann irgendwie sagte:“ Ich bin HIV-positiv.“ Und er reagierte total entsetzt, und irgendwann sagte er: “Ja, ich muss mal aufs Klo.“ Und dann kam er nicht mehr wieder, ne? Und am nächsten Tag, bekam ich ganz böse SMS. Also wenn er es auch haben sollte, dann bringt er mich um, oder so. Dabei hatten wir nicht mal unsafen Sex. Auf dem Nachhauseweg musste ich dann ziemlich heulen. Ich war ziemlich geknickt, das machte mir wirklich Angst. Nach dem Motto: Es ist der Anfang und so geht es jetzt auch weiter, ne? Ich meine, ich war noch nicht lange positiv und hatte bisher noch zu niemandem Vertrauen gefasst, zu sagen „Du, ich bin HIV-positiv“. Und das war´s dann.

 

Das tollste war, dass der junge Mann das dann auch noch rumerzählt hat, so nach dem Motto: Passt auf, der Marco ist HIV-positiv. Nachher wusste es fast jeder, dass ich positiv bin, ne? Und das hat mich in meiner Traurigkeit sozusagen bestätigt.

Also, dass man es wirklich nicht jedem sagen kann. Ich würde mich freuen, wenn es in unserer ach so tollen Szene mehr Verständnis und Toleranz geben würde. Ich bleib doch ein Mensch mit Gefühlen und allem, auch wenn ich positiv bin.

Quelle: Deutsche AIDS-Hilfe e.V.