Heimat Szene?Sieht man sich die Männerbilder in den schwulen Blättern und Livestyle-Magazinen an, muss man den Eindruck gewinnen, dass die schwule Szene nur aus jungen, gutaussehenden, gesunden und unversehrten Männern besteht. Kranke, arme, behinderte oder allgemein nicht dem herrschendem Ideal entsprechende Schwule dagegen kommen dort nur selten vor, ein großer Teil schwuler Lebensrealitäten wird ausgeblendet. Das ist oft auch in der schwulen Szene so, in der sich in den letzten Jahren viele voneinander mehr oder weniger abgeschottete Teilszenen und Orte herausgebildet haben. Während früher ganz unterschiedliche Männer in die gleichen Lokale gingen, treffen sich heute in der einen Kneipe schwule Türken, in einer anderen nur ältere Schwule. Und trifft man an einem Ort nur auf „Lederkerle“, achtet man woanders darauf, dass nur gutaussehende Schwule bis 25 hereingelassen werden. Dabei ist ganz klar, dass jeder von uns früher oder später nicht mehr dem Ideal entsprechen wird. Jeder wird älter, jeder kann durch Krankheit oder Lebensumstände plötzlich nicht mehr richtig dazugehören, sich ausgegrenzt fühlen oder ausgegrenzt werden. Ausgrenzung, ungerechte Behandlung, Vorurteile: das haben wir wohl alle schon erlebt, zum Beispiel die Ausgrenzung, die wir als schwule durch die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft erfahren. Aber es sind nicht nur „die Anderen“. Wir alle neigen dazu, jemanden auszugrenzen, der „anders“ ist oder den wir einfach nur für „anders“ halten – auch und gerade in den schwulen Szenen. Das kann sich durch Nichtbeachtung oder Anstarren bemerkbar machen, durch direkte Ablehnung und Spott, durch taktlose Fragen oder Witze hinter vorgehaltener Hand und, und, und… Wir sind überzeugt, dass viele unter dem Klima in der Szene leiden. Das zeigen auch die hier wiedergegebenen Auszüge aus Interviews mit Männern, die dankenswerter Weise mit uns über ihre Ausgrenzungserfahrungen gesprochen habe. Sicher – Schwule müssen und können nicht die „besseren Menschen“ sein. Aber wir wollen mit dieser Broschüre zumindest zum Nachdenken anregen und so dazu beitragen, dass Respekt, Toleranz und Anerkennung der Unterschiede – das, was wir von „der Gesellschaft“ fordern – auch das Miteinander innerhalb der Szene bestimmen. Denn eines ist klar: „Gesund“ und „gut“ leben, Verantwortung für uns und den anderen übernehmen können wir nur dann, wenn wir mit anderen so umgehen, wie wir es uns für uns selbst auch wünschen. Renato : Wolfgang D. : Victor : Toni : Donald : "Marco" : |