Mein Vater hat es an meinem 16. Geburtstag rausbekommen...
Denny, 17 Jahre, Potsdam
Mein Coming-out ist jetzt knapp seit einem Jahr im Gange, wird aber wohl nie komplett abgeschlossen sein. Meine Eltern leben schon, seit ich 9 Jahre alt bin, getrennt und das Verhältnis zu meiner Mutter war nie das Beste.
Ich bemerkte eigentlich schon ziemlich früh, dass für mich das weibliche Geschlecht nicht so attraktiv ist wie das Männliche. Ich hatte im Laufe meiner pubertären Entwicklung zwar eine Freundin, jedoch merkte ich sehr schnell, dass es für mich nicht das Richtige ist.
In der Schule habe ich mehr weibliche Freunde als männliche und unternehme auch viel mehr mit ihnen zusammen. Ich war für sie wie ein großer Bruder, mit denen sie über alles reden können. So richtig habe ich mir dabei nichts gedacht.
Mit circa 14 hatte ich dann meine ersten Erfahrungen mit einem Jungen, es war ein Klassenkamerad. Seit diesem Moment wurde mir klar, dass ich anders bin, als die anderen. Als ich dann mit meinem Vater, im Januar 2008, in eine größere Stadt umzog und auch Kontakt mit anderen Gleichgesinnten hatte, gestand ich mir ein, dass ich schwul bin.
An einem Wochenende besuchte ich meine beste Freundin Tabea. Ich fuhr also erstmal 2 Stunden mit dem Zug zu ihr und wir machten uns einen schönen Abend; schauten DVD und redeten viel. Ich wusste, dass meine beste Freundin sehr tolerant ist. Also beschloss ich, mich bei ihr zu outen.
Ich kann mich noch an ihren ersten Satz erinnern: „Ich habe mir schon immer einen schwulen besten Freund gewünscht.“ Im Laufe der nächsten Wochen erzählte ich immer mehr Freunden davon und es gab eigentlich nie große Probleme. Meine Klasse und ein paar Freunde wollten es am Anfang zwar nicht verstehen, aber das war mir bewusst.
Heute hat keiner meiner Freunde ein Problem damit. Leider gab es aber auch Leute, die damit nicht klar kamen. Binnen ein paar Tagen wusste es mein Freundeskreis an meiner alten Schule, dass ich schwul bin. Und die Reaktionen darauf waren sehr unterschiedlich.
Die Mädchen tolerierten es, aber ein Großteil der Jungen hatte ein Problem damit. Mein Vater hat es durch einen Zufall im Juli 2008 herausbekommen, an meinem 16. Geburtstag. Ich bekam von meinem damaligen Freund ein Paket; habe es offen rumstehen lassen und mein Vater hat es gesehen. Er kam damit nicht klar und meinte es wäre eine Phase und ich sollte es lassen.
Ich glaube jetzt, mehr als ein halbes Jahr später, kommt er besser damit klar, aber er hat immer noch die Hoffnung, dass ich irgendwann ein Mädchen mit nach Hause bringe.
Die schlimmste Erfahrung meines Coming-outs war wieder einmal ein Zufall, oder eher gesagt Unfall. Ich war mit meinem Freund hier in Potsdam beim Queensday, eine Show zum CSD Brandenburg für Schwule und Lesben. Nach der Party sind wir zu mir nach Hause gegangen und haben uns ins Bett gelegt und einen Film geschaut. Genau das war der Fehler.
Die Freundin meines Vaters, bei der ich nicht geoutet war, kam ins Zimmer und wollte den Fernseher ausmachen. Sie sah mich und meinen Freund und sie hat einen totalen Ausraster bekommen. Es kam, nachdem mein Freund nach hause gefahren war, noch zu einem totalen Streit.
Ich denke, sie wird sich damit nie anfreunden können und es ist mir auch recht herzlich egal, denn es ist mein Leben. Zusammengefasst verlief mein Coming-out eigentlich ziemlich gemischt, einige stark negative Erfahrungen, aber auch sehr viele positive Erfahrungen mit Freunden, die mir immer beiseite stehen, wenn ich Probleme habe.
|