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antonZombies

 

Wenn man eine Person über das Wort „Zombie“ frei assoziieren lässt, fallen ihr zumeist Begriffe wie Horror, dunkle Wälder, Tod oder im Falle einer Lesbe der gleichnamige Titel von den „Cranberries“ ein. Fragt man einen schwulen Mann, oder einen, der es werden möchte, fallen ihm die Zombies vom Berliner Tiergarten ein. 
Komisch apathisch erscheinende Personen, die mitten in der Nacht aus den Büschen kommen und auf der Suche nach etwas sind... SEX.

Diese Erfahrung durfte ich an diesem Wochenende mit ein paar Bekannten machen. Wenn der Sex doch eine so persönliche Sache ist, wie kann er auf so unpersönliche Art und Weise praktiziert werden? Ist es gar eine persönliche Vorliebe, die diese Menschen dort mitten in der Nacht miteinander teilen oder liege ich einfach nur falsch in der Annahme, diesen Akt persönlich und liebevoll gestalten zu müssen.
Im weiteren Verlauf des Abends wurde es dann tatsächlich abartiger, als ich hätte annehmen können. Doch was ist schlimmer als Sex an öffentlichen Plätzen mit irgendwelchen fremden Personen zu haben, die man aufgrund der Dunkelheit noch nicht einmal in attraktiv und unattraktiv einstufen kann?
Sex mit Menschen, die einen dafür bezahlen. Später am Abend führte der Weg in eine Bar, die ich mal „Blue B. Bar“ nennen werde. Eine Bar, die im Volksmunde wohl als „Stricherbar“ gelten würde. Ein Haufen, zumeist alter Männer, die andere, zumeist jüngere Männer für Sex bezahlen. Hierbei kann man diese Männer noch nicht einmal kategorisieren.
Nach vielem Augenrollen und klarem Demonstrieren meiner Abneigung bezüglich des Verlaufs des Abends, unterhielt ich mich doch tatsächlich mit jemandem, der sein Hirn scheinbar nicht ausschaltete, oder seinem Penis darüber die Kontrolle ließ. Er war Arzt oder Psychologe, denn wer weiß das so genau nach Einnahme von vielen alkoholischen Getränken, ohne die man sich an diesen Abend die Kugel gegeben hätte.
Wir hatten ein nettes Gespräch, er war geschätzte 50 und ich mit meinen 19 Jahren um einiges jünger.
Ich hielt es für selbstverständlich, dass es sich aufgrund dieser Tatsachen lediglich um ein nettes Gespräch handeln würde. Doch dann der Denkzettel, der mich sofort wieder wissen ließ (für den Fall, dass ich es auch nur eine Sekunde vergessen haben sollte), wo ich war: Nach einem unverbindlichen netten und vor allem geistreichen Gespräch, bot man mir 150 € für einen „Blow-Job“!
Noch nie habe ich mich in meinem Leben so gedemütigt gefühlt. Doch im Nachhinein komme ich nicht drumherum mich zu fragen, was ist der Wert für Sex….
Für die einen scheint es mit dem Euro, dem Dollar oder einer anderen Währung bezahlbar zu sein, doch für mich stand fest, dass dieser Akt nur mit einer Währung bezahlbar ist: die Währung der aufrichtigen und ehrenwerten Gefühle!
Meine Bekannten hatten zwar ersichtlich mehr Spaß an dieser ganzen Scharade als ich, haben sich aber sowohl im Tiergarten als auch in der Bar nicht aktiv an dem „Spaß“ oder der „Horrorshow“ beteiligt. Jedoch sind sie der Meinung, dass dies eine Erfahrung für einen schwulen sei, die nicht fehlen dürfte. Und ich dachte nach.
Wenn das „Schwulsein“ ist... bin ich es dann, oder will ich es sein?
Die Antwort ist klar. Aber die Hoffnung bleibt, dass es sie da draußen irgendwo gibt.
Die schwulen Männer, die ich zu meinen Gleichen zähle, welche genauso wie ich auf der Suche nach der Liebe sind.


 

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