Bisexualität
Bisexualität (lat. bi = zwei) bezeichnet eine sexuelle Orientierung, die sich sowohl auf Personen des eigenen als auch des anderen Geschlechts bezieht. Der Wortbestandteil "-sexualität" betont dabei ungerechtfertigt die sexuelle Seite dieser Lebensweise: Bisexualität (ebenso wie Hetero- und Homosexualität) bezeichnet aber nicht nur das sexuelle Verlangen, sondern in gleichem Maße auch die emotionale Bindung(sfähigkeit) zu Männern und Frauen.
Wie viele bisexuell empfindenden Menschen es gibt, lässt sich nicht sicher sagen. Die Schätzungen schwanken stark: Im Kinsey-Report (1948) wurden zwischen 90 und 95 Prozent der Bevölkerung als "bis zu einem gewissen Grad bisexuell" eingestuft. Gegenstand der Umfrage war aber nicht nur real praktizierte Bisexualität sondern auch alle Formen von Phantasien (egal wie weit diese zurücklagen oder ob sie jemals ausgelebt wurden). Jüngere Umfragen schätzen, dass maximal zehn Prozent der Menschen in den Industrieländern bisexuell empfinden und leben. Amerikanische Studien sprechen sogar von nur zwei Prozent "echten" Bisexuellen: Die Mehrheit der sich selbst als bisexuell bezeichnenden Probanden seien zu 75 Prozent homosexuell (mit z. T. nicht eingestandener Angst vor einem Outing) oder Heterosexuelle, die geringfügige gleichgeschlechtliche Erfahrungen hatten ("pubertäres Ausprobieren"). Die Umfragen zeigten zudem: Zur Bisexualität bekennen sich mehr Frauen als Männer. Wissenschaftler sehen die Ursache dafür in der geringeren Sichtbarkeit und Ablehnung gegenüber weiblicher Homosexualität. Im Alltag fühlen sich Bisexuelle oft nicht ernst genommen und akzeptiert – weder von Heterosexuellen noch von der schwul-lesbischen Szene: "Du hast dich einfach noch nicht entschieden" ist für Bisexuelle einfach nicht die entscheidende Frage – sie mögen halt beides.
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