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Positives Coming - Out am Arbeitsplatz

Sich als HIV - Positiv zu outen, ist mutig und will wohlüberlegt sein. Immer noch werden Menschen mit HIV im Erwerbsleben diskriminiert - die Spanne reicht von Gerüchten über Mobbing bis hin zu unrechtmäßigen Kündigungen.

Um dem entgegenzutreten, brauchen wir einen offenen Umgang mit dem Thema HIV. Nur so können wir irrationale Ängste abbauen und klarmachen: HIV ist keine Bedrohung am Arbeitsplatz und auch kein Hinderungsgrund, seinen Beruf auszuüben. Ein positives Coming - out ist allerdings nicht umkehrbar.

Fast jede/-r dritte HIV - Positive geht am Arbeisplatz offen mit der Infektion um. Und die meisten (74%) haben dabei eine unterstützende, oder zumindest neutrale Reaktion ihres Chefs oder ihrer Chefin erlebt.

Arbeite ich in einem vermeintlich "HIV - sensiblen" Bereich?

Auch in vermeintlich sensiblen Berichen wie Pflege,Kinder-/Jugendarbeit oder Gastronomie müssen keine besonderen Maßnahmen beachtet werden, die über die allgemeinen Hygienevorschriften hinausgehen. Eine Ausnahme bilden Chirurg(innen)en, die bei nachweisbarer Viruslast keine verletzungsträchtigen operativen Eingriffe vornehmen dürfen. Dennoch ist in diesen Bereichen mit größeren Ängsten vor HIV und Vorbehalten gegenüber HIV - Infizierten zu rechnen. Wenn sie Unterstützung brauchen, um Kolleg(innen)en und Vorgesetzte aufzuklären, bekommen Sie diese zum Beispiel von den Vereinen und Akteuren der Initiative Brandenburg gemeinsam gegen Aids.

Was bringt mir ein positives Coming - out?

Sie müssen sich nicht vor Kolleg(innen)en oder Vorgesetzten verstecken - egal ob sie Medikamente während der Arbeitszeit einnehmen, wegen der Infektion oder Therapie mal nicht so leistungsfähig sind, oder von Ihrem Engagement in der Selbsthilfe erzählen möchten. Zudem können sie mit eventuellen Gerüchten offensiv umgehen und die Flucht nach vorne antreten, wenn über sie geredet wird.

Welche Folgen kann ein Coming - out haben?

Das hängt von Ihrem Arbeitsplatz ab und vom Rahmen, den Sie für ihr Coming - out wählen. Vielleicht freuen sich die Kolleg(innen)en, über ihre Offenheit und ihr mutiger Schritt wirkt sich positiv auf das Arbeitsklima aus. Es kann aber auch sein, dass sich die Kolleg(innen)en aus irrationalen Infektionsängsten zurückziehen oder aufgrund der Infektion Rückschlüsse auf Ihren vermeintlichen Lebenswandel ziehen. Ihre Informationen über das Leben mit HIV anzubieten, kann Vorurteile und Ängste abbauen helfen.

Welche Kreise kann ein Coming - out ziehen?

Je mehr Menschen von Ihrer Infektion wissen, desto weniger können sie kontrollieren, wer noch davon erfährt - nur Betriebs- oder Personalräte und Betriebsärzte und -ärztinnen unterliegen der Schweigepflicht. Auch denken manche Vorgesetzte, sie müssten aufgrund ihrerer Fürsorgepflicht die Kolleg(innen)en über ihre HIV - Infektion informieren. Das ist aber nicht der Fall, da im Arbeitsalltag kein Infektionsrisiko besteht. Am besten sprechen Sie dieses Thema direkt an, wenn Sie ihre HIV - Infektion gegenüber Vorgesetzten offenlegen.

Welche Bündnispartner/-innen habe ich?

Ein Coming - out am Arbeitsplatz wird leichter, wenn Sie sich Unterstützung suchen, zum Beispiel bei befreundeten Kolleg(inn)en, Ihrer Familie, Ihrem Schwerpunktarzt/Ihrer Schwerpunktärztin, Mitarbeiter(inne)n  der Aidshilfen, Mitgliedern des Betriebs-/Personalrats oder auch einer Gewerkschaft.

Welcher Zeitpunkt ist für mich der richtige?

Bei einem Coming - out am Arbeitsplatz müssen sie unter Umständen mit negativen Reaktionen rechnen. Daher sollten Sie sich gefestigt fühlen und eine selbstbewusste Haltung zu Ihrer Infektion haben. Bedenken Sie auch Ihre individuelle Arbeitssituation - in der Probezeit zum Beispiel sind Sie ohne Angaben von Gründen kündbar.

Welche Situation wähle ich für mein Coming - out?

Wählen Sie am besten eine ruhige, entspannte Situation, in der Sie auch aufkommende Fragen beantworten können.

Muss ich auf die Firma Rücksicht nehmen?

Ein Coming - out ist Ihre persönliche Entscheidung. Trotzdem sollten Sie mögliche negative Konsequenzen auch für die andere Personen abwägen, zum Beispiel, wenn Kind(inn)en von Ihrer Infektion erfahren und mit Ängsten und Vorurteilen reagieren. Das sollte ggf. auch mit Ihren Vorgesetzten besprechen - sie werden sicherlich dankbar sein, dass Sie die Interessen des Betriebs oder der Einrichtung ernst nehmen.